Lob der Heiligen Kuh

(Amazon-Rezension)
Ein schwieriges Buch, und das in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist es nicht gerade leicht zu lesen, dazu ist Mosebachs Sprache zu kunstvoll, zu weit weg vom Alltags-Deutsch. Zum anderen ist schon einige Konzentration nötig, um dem Lauf der Handlung zu folgen, denn obwohl es keine Zeitsprünge gibt oder dergleichen, obwohl der Roman eigentlich ganz traditionell durcherzählt ist, driftet die Handlung in Indien immer wieder ins Märchenhafte ab, in Traumwelten, und wer nicht genau aufpasst, hat schnell den Punkt verpasst, an dem die Realität verlassen wird. Drittens - und darauf haben ja schon mehrere Leser hier hingewiesen - schweift Mosebach gerne und lange ab. Wenn es nur um den Plot ginge, dann könnte man gut 80% des Textes streichen.

Aber natürlich geht es Mosebach nicht um den Plot, auch die Liebesgeschichte interessiert ihn nur am Rande. Der Kern von "Das Beben" ist die Auseinandersetzung mit unser eigenen Kultur, mit der westlichen Moderne. Man könnte den Roman auch als ein wehmütiges Loblied auf die Monarchie lesen, auf Rituale und Umgangsformen. Insofern handelt es sich um eine bewusste Provokation des westlichen Mainstream-Denkens, das sich selbst immer an der Spitze des Fortschritts sieht, exemplarisch deutlich wird das z.B. im Lob der Heiligen Kuh.

Nur wer sich auf diese Ebene einlassen will, wird "Das Beben" mit Genuss lesen können.

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